Von Hans Weidinger.
Holzhaus Wagner in Stulln / Opf.
Hanghaus in Blockständer- Bauweise für eine kinderreiche Familie.
Die wichtigsten Baudaten
Baujahr: | 1998-1999 |
Wohnfläche: | 136 m² |
Nutzfläche: | 250 m² |
Grundstücksfläche: | 900 m² |
Umbauter Raum: | 1100 m³ |
Bewohner: | 6 |
Energie: | Gaszentralheizung mit Solarthermie |
Standard: | ≤ 60 kWh/(m²·a) |
Entwurfsidee
Die Bauherren wünschten sich ein sparsames Holzhaus, das in einem neuen Baugebiet am Ortsrand in Stulln bei Schwandorf auf einem Westhang entstehen sollte. Das Baufenster war eng, das Budget war es ebenfalls. Die vier Kinder sollten jeweils eigene Zimmer erhalten, die sich weder in der Größe noch in der Ausstattung ähneln sollten. Das Haus sollte zudem voll unterkellert werden, das Dachgeschoss eine spätere Wohnraumerweiterung ermöglichen. Da das Gebäude ohne Grundstück, aber mit allen Nebenkosten nicht mehr als 230.000 Euro kosten durfte, musste mit spitzem Stift geplant werden. Da außerdem der Bebauungsplan -trotz Einwänden beim Kreisbaurat- keine Ausnahmen bei Dachform und Hanggestaltung zuließ, war der Wunsch nach einem verglasten Wintergarten, den man später anbauen könnte, nicht realisierbar. Der Wintergarten musste sozusagen in das Haus integriert werden. Um die kostengünstige Einfachkeit der Konstruktion auch äusserlich zu manifestieren, sollten die Fassaden in Anlehnung an die bäuerlichen Scheunen in der Umgebung eine sägeraue Boden-Deckelschalung erhalten, die mit der Zeit eine graue Patina annehmen würde.
Baukonzept
Der Keller wurde in Massivbauweise von einer traditionellen Maurerfirma erstellt, wobei der aus dem Hang ragende Teil als Werkstatt für den handwerklich begabten Bauherren dienen konnte. In Gesprächen mit mehreren Holzhaus-Anbietern wurde auf Baumessen nach einer ökologisch nachhaltigen und diffusionsoffenen Bauweise gesucht, bei denen keine verleimten Platten, Folien oder ähnliche Produkte eingesetzt wurden. Es kristallisierte sich ein Anbieter aus dem Chiemgau heraus, der unseren Anforderungen entsprach. In enger Zusammenarbeit mit der Holzbaufirma, die als Generalunternehmer fungierte, wurde die Planung schrittweise konstruktiv und verarbeitungstechnisch so optimiert, dass der vorgegebene Kostenrahmen gut eingehalten werden konnte. Insbesondere die beiden großen Fensterelemente, die im Erdgeschoss über Eck geführt wurden, mussten statisch die Holztafelbauweise berücksichtigen: dünne Stahlsäulen übernehmen die Lasten. Die grüne Farbe der Holzfenster wurden im Familienrat mit dem Malkasten passend zur unbehandelten Holzschalung ausgesucht und bestimmt. Im Erdgeschoss kragt ein großer Holzbalkon mit Stahlgeländer weit in den Hang aus und bietet den Kindern im Sommer eine erweiterte Spielfläche vor den großen Wohnraumfenstern. Fenstergröße und Zuschnitt der Kinderzimmer im Obergeschoss wurden mehrfach variiert und bilden die charakterlichen Unterschiede der Kinder so ab, dass sie auch von aussen ablesbar sind. Wer es eher kuschelig haben wollte, bekam kleine Fenster in Bodennähe. Wer sich mehr einen Adlerhorst wünschte, bekam größe breite Formate. Mittlerweile sind die Kinder größer, die Fassade ist vergraut und wächst optisch mit der üppigen Bepflanzung des Hanges zusammen. Den gesamten Innenausbau des Hauses übernahm der Bauherr in Eigenleistung zusammen mit seiner Familie, Verwandten und Freunden.